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Das Wort Altar bezeichnet zunächst allgemein einen Opfertisch, wie er in verschiedenen alten Religionen der Menschheit von Bedeutung war. Im christlichen Gebrauch ist der Altar der Tisch der sich im Namen Jesu versammelnden Gemeinschaft. Schon die ersten Christen trafen sich, um gemeinsam zu essen, und im “Abendmahl” hat Jesus Christus selbst dieses Ritual als Feier der Erinnerung und seiner Gegenwart gestiftet. So ist der Altar in den christlichen Kirchen der Tisch von Brot und Wein geworden, jener Gaben, die in der gottesdienstlichen Feier des Heiligen Abendmahls im Mittelpunkt stehen.
Die ursprünglich rein funktional gestalteten Tische wurden bald gediegener ausgeführt, aus Stein gearbeitet und reich verziert. Als sie ihren Ort am Ostende der Kirche fanden, wurden immer prächtigere Rückwände (Retabel) gestaltet. Klappbare Flügel mit unterschiedlich gestalteter Vorder- und Rückseite erlaubten, die bildlichen Darstellungen den im Laufe des Kirchenjahres sich ändernden Schwerpunkten anzupassen. Am Ende der Entwicklung steht der barocke Hochaltar – ein Tisch, dessen Rückwand viele Meter Höhe erreicht (in der Marienkirche sind es etwa 20 Meter) und mit Plastiken und Gemälden gestaltet ist.

Im Mittelalter bestand ein großes Bedürfnis nach der häufigen Feier der Heiligen Messe, und in großen Kirchen entstanden mehrere Altäre an unterschiedlichen Orten, meist in Seitenkapellen. Diese wiederum waren oft bestimmten Gruppen, beispielsweise Handwerkszünften, gewidmet.

In der Reformation konzentrierte man sich wieder auf einen einzigen Altar. So wurden in der Marienkirche 39 Nebenaltäre aufgegeben, von denen nur der Rochus-Altar erhalten geblieben ist.Im 20. Jahrhundert wuchs das Bedürfnis, den Altar und damit sinnbildlich Christus wieder mehr in die Mitte der feiernden Gemeinde zu nehmen. Es entstanden wieder Tischaltäre, an denen der Priester auch der Gemeinde zugewendet feiern kann.


In der Marienkirche haben sich folgende Altäre bzw. Altarteile erhalten:

  • Mittelalterliches Passionsbild (um 1430, im Lageplan Nr. 4)
  • Flügel des Marienaltars (um 1430, im Lageplan Nr. 16)
  • Nikolaialtar (um 1480, im Lageplan Nr. 3)
  • Rochusaltar (um 1530, im Lageplan Nr. 8)
  • Hauptaltar (1721, im Lageplan Nr. 10)

Ein mittelalterliches Passionsbild, eine vermutete “Predella” (= Bild am Übergang zwischen Altartisch und Aufbau bzw. Retabel) eines mittelalterlichen Altars, wurde 2012 im Nordquerhaus aufgehängt (im Lageplan Nr. 4 ), nachdem es einige Jahre zuvor unter einem anderen Bild entdeckt und schließlich restauriert wurde. Das beschädigte Gemälde zeigt zahlreiche Motive aus der Leidensgeschichte Jesu Christi. Christus selbst ist in der Bildmitte als “Schmerzensmann” dargestellt. Stilistisch wird das Bild auf die Zeit um 1430 datiert. Seine Inhalte wie auch die Frage nach dem Maler sind noch nicht in letzter Genauigkeit untersucht worden.

Ein Flügel des sogenannten „Marienaltares“ befindet sich im Südquerhaus in der Nähe der Küsterkammer (im Lageplan Nr. 16). Er zeigt auf beiden Seiten acht Szenen von der Geburt bis zur Passion Christi. Auch dieses Werk wird auf die Zeit um 1430 datiert. Fachleute sehen Beziehungen zur Hamburger Werkstatt des Meister Francke sowie zu Altären der Wismarer Georgenkirche und der Johanniskirche in Malchin.

Im Nordquerhaus, dem Haupteingang gegenüber (im Lageplan Nr. 3),steht der Nikolaialtar, jener Altar, der zwar von den Besuchern am meisten beachtet wird, aber eigentlich nicht in die Marienkirche gehört. Er stammt aus der Nikolaikirche, wo er nach dem schweren Bombenangriff auf Rostock aus den Flammen gerettet wurde. Nach Kriegsende kam er in die Marienkirche. Die Predella befindet sich immer noch in St. Nikolai, zwei Seitenflügel hängen im Nordschiff der Petrikirche. Der Altar stammt aus einer Rostocker Werkstatt und wird ins dritte Viertel des 15. Jahrhunderts datiert. Der Altar in der Kirche des Klosters zum Heiligen Kreuz (Universitätskirche) stammt vermutlich aus derselben Werkstatt.

In der Nähe der Astronomischen Uhr, in der südöstlichen Chorkapelle, steht der aus der Zeit um 1530 stammende Rochusaltar (im Lageplan Nr. 8). Den Namen trägt er wegen der Darstellung der Heiligen Rochus, Sebastian und Antonius, die in der mittleren Tafel dargestellt sind. Links sind die Heiligen Cosmas und Damian abgebildet, rechts Christophorus und der Hl. Bischof Hugo von Rouen. Die meisten dieser Personen sind Schutzheilige der Zunft der Barbiere und Wundärzte, die den Altar auch gestiftet hat. Im bekrönenden Gesprenge sind Maria und die weiblichen Heiligen Katharina von Alexandrien, Barbara, Margarethe und Dorothea abgebildet. Fachleute vermuten die Herkunft bzw. Inspiration des Altars am Niederrhein. Bezüge bestehen auch zur Werkstatt des Lübecker Schnitzers Benedikt Dreyer.

Der Hauptaltar (im Lageplan Nr. 10 ) wurde 1720-21 von den Künstlern Andreas Weißhut (Malerei), Hinrich Schaffer (Bildhauer) und Friedrich Möller (Tischlerei) nach einem Entwurf des Berliner Baudirektors Christian Rudolph Stoldt ausgeführt.
Der Figurenschmuck zeigt über den seitlich angebauten Beichtstühlen die alttestamentlichen Könige David und Manasse. Weitere Figuren auf dem Aufbau sind insgesamt acht Darstellungen christlicher Tugenden und Figuren mit Buch, Sonne, Mond und Gesetzestafeln.
Das untere Gemälte zeigt das letzte von Jesus mit seinen Jüngern gefeierte Abendmahl. Auf dem mittleren Gemälde ist die Auferstehung Jesu zu sehen. Im oberen Teil findet sich eine Darstellung des Pfingstgeschehens, der Herabkunft des Heiligen Geistes. Bekrönt wird der Altar vom strahlenumkränzten Auge Gottes.

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