Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurden für große Kirchen erstmals Uhrwerke entwickelt. Verbunden mit außenliegenden Glocken gaben sie der Stadt die Zeit an und verliehen der Kirche damit auch die “Herrschaft” über die Zeitgebung der Bürger. Waren es zunächst nur akustische Stundenanzeigen, wurden später alle Mittel technischer Weiterentwicklung genutzt, um genauere und kompliziertere Zeitabläufe abzubilden. Kalenderfunktionen, Anzeige von Mondphasen und anderen Himmelsbewegungen – die Großuhren des Mittelalters wurden zu Objekten des technischen und kulturellen Wettstreits der Städte und zu Brennpunkten der technologischen und mathematischen Fähigkeiten. Zwar sind einige Exemplare dieser Großuhren und der erwähnten Vorgänger erhalten, aufgrund der großen Zeitspanne und des Erhaltungsaufwandes haben aber die wenigsten Werke im annähernd originalen Zustand überdauert, sondern wurden verändert oder stillgelegt. Die Astronomische Uhr der Rostocker Marienkirche besitzt einen sehr hohen Anteil originaler technischer Substanz.
Zur Astronomischen Uhr folgen nachstehend nur knappe Informationen, da zu der Uhr eine eigene Website existiert (Website Astronomische Uhr>). Hingewiesen sei auch auf eine der Uhr gewidmete online-Materialiensammlung> der Universität-Rostock
Die heutige Astronomische Uhr der Marienkirche (im Plan Nr. 7) ersetzte 1472 eine Vorgängerin, die 1379 fertiggestellt wurde. Mit dieser älteren Uhr stand sehr wahrscheinlich die heute noch zu hörende, 1379 gegossene Stundenschlagglocke in der Turmlaterne (übrigens die zweitälteste Schlagglocke in Deutschland) in Verbindung.
1472 baute Hans Düringer das heute vorhandene Uhrwerk. Äußere Veränderungen fanden 1641 bis 1643 statt, so wurden in dieser Zeit das Glockenspiel sowie der Apostelumgang, ein um 12 und 24 Uhr stattfindender Figurenumlauf, angelegt bzw. umgestaltet. Das aus dieser Zeit stammende kunstvoll geschmiedete Schutzgitter für die Kalenderscheibe ist heute an der Ostwand des Südquerhauses zu sehen. Eine mechanische Restaurierung der Uhr fand 1977 statt.
Im oberen Teil der Fassade befindet sich die Hauptuhr, eine “ganze” Uhr für die Anzeige von 24 Stunden mit einem Zeigerumlauf (im Unterschied zum modernen 12-Stunden-Umlauf einer “halben” Uhr). Tierkreiszeichen und Monatsbilder finden sich innerhalb der Stundenanzeige, außerdem zwei gegen den Uhrzeigersinn rotierende Scheiben für Sonne und Mondphasen.
Im unteren Teil der Uhr befindet sich die Kalenderscheibe, die ebenfalls von Tierkreiszeichen umgeben ist. Die Kalenderscheibe erlaubt in einem komplexen System das Ablesen kalendarischer Daten (auch in Zukunft und Vergangenheit), der Tageslänge und vieles mehr. Eine kleine Erläuterung für Besucher ist unmittelbar vor der Uhr angebracht.
Diese bedeutende Uhr lässt sich nicht in Kürze erklären. Im Shop in der Kirche sind aber verschiedene Publikationen zur Uhr erhältlich, auch sei nochmals auf die oben genannten Spezial-Websites hingewiesen.
Im Januar 2018 wurde das von 1885 bis 2017 reichende Kalendarium feierlich durch dasjenige für die Jahre 2018 bis 2150 ersetzt. Eine verkleinerte Reproduktion des auch hier auf den Bildern zu sehenden alten Kalendariums ist neben der Uhr aufgestellt, um weiterhin die Geburtstags-Recherche möglich zu machen.
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