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Hochwertig gestaltete Textilien waren im Mittelalter nicht nur bedeutenden Personen vorbehalten, sie gehörten auch zur Austattung einer Kirche. Der Begriff “Paramente” umfasst Tücher für die Altartische ebenso wie die Gewänder der Priester oder die Behänge von Lesepulten und mehr. Im Verlauf eines Kirchenjahres – dem sich wiederholenden Kreis der christlichen Feste – wechselten die Grundfarben und Themen der Paramente, so dass von ihnen eine gewisse Anzahl vorhanden sein musste. In einer Zeit, da die meisten Gläubigen keinerlei Kenntnisse in Lesen und Schreiben hatten, kam allen bildhaften Gestaltungen von gottesdienstlich gebrauchten Gegenständen eine große Bedeutung zu.


In der ehemaligen Krämerkapelle (im Lageplan Nr. 1) werden drei wertvolle Textilien ausgestellt:
Es sind dies das sogenannte Hochzeitstuch aus der Zeit um 1550 (linke Viktrine), der sogenannte Marienteppich von ca. 1540 (mittlere Vitrine) sowie der aus der Klosterkirche Rühn (bei Bützow) stammende Kanzelbehang aus der Zeit um 1580 (rechte Vitrine).

Der Marienteppich ist eine Stiftung der Vereinigung der “Marien-Tiden-Sänger”. Da diese sich der bis zur Reformation für diese Kirche sehr bedeutenden Marienverehrung widmeten, ist eine Verwendung des Teppichs in der ehemaligen Marienkapelle – gegenüber der Astronomischen Uhr gelegen – wahrscheinlich. Das Bildprogramm unterstützt diese Vermutung. Spuren deuten darauf hin, dass er zunächst als Hängeteppich, später aber auch als Altarteppich gedient haben muss.
Sein aus fünfzehn Motiven bzw. Szenen bestehendes Bildprogramm bezieht sich einerseits auf das biblisch überlieferte Leben Marias, der Mutter Jesu, und andererseits auf Symbole, die in der Marienverehrung und der zugehörigen Theologie eine Rolle spielen. Eine besondere Bedeutung hat die dreimal dargestellte Verkündigung der Geburt Jesu an Maria durch den Erzengel Gabriel. Noch sind nicht alle Motive restlos entschlüsselt.

Das Hochzeitstuch wurde vermutlich zum im Mittelalter üblichen Zweck angefertigt, um in der Feier der Trauung Braut und Bräutigam gemeinsam zu umhüllen, während der Priester sie segnet. Bemerkenswert ist, dass dieses Tuch nur zur Hälfte fertiggestellt wurde. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Die sehr häufige Abbildung eines “M” kann eine Beziehung zu einem Familiennamen bedeuten oder auf die vorgesehene beständige Nutzung in der Marienkirche hinweisen. Auch bei diesem Kunstwerk stellen sich dem kundigen Betrachter zahlreiche Fragen, so dass vor allem die hohe Qualität der Stickerei gewürdigt werden will.

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