Viele alte Kirchen hielten besondere Plätze für ihre jeweils zuständigen geistlichen oder weltlichen Herrscher bereit. In der Marienkirche war die sogenannte Fürstenloge unter der Orgel als Platz für die eventuelle Teilnahme von Christian II. Ludwig, Herzog von Mecklenburg-Schwerin, am Gottesdienst.
Die Pfeifenorgel ist seit etwa 1.000 Jahren das bevorzugte Instrument im abendländisch-christlichen Gottesdienst. Ihre Wurzeln liegen aber in Instrumenten, die schon im dritten Jahrhundert vor Christus im alten Griechenland entwickelt wurden. Besonders in der evangelisch-lutherischen Kirche hat sie besondere Bedeutung erlangt.
Die Fürstenloge
wurde in den Jahren 1749 bis 1751 geschaffen. Sie ist damit 20 Jahre älter als die darüberliegende Orgelfassade, die mit ihr aus einem Guss zu sein scheint. Sie wird von zwei verglasten Balkonen flankiert und von einem Baldachin mit dem Wappen des Hauses Mecklenburg-Schwerin und den Initialen Christian Ludwigs II. gekrönt. Der Architekturhistoriker Hans Lange nennt diese Empore mit dem Fürstentuhl des Schlosses Ludwigslust die beiden größten im damaligen Deutschen Reich.
Unter der Fürstenloge (im Plan Nr. 13) befindet sich das Rats- bzw. Professorengestühl (Die Marienkirche war von 1419 bis 1899 Universitäts- und von Baubeginn bis 1945 auch Ratskirche).
Die Große Orgel
an der Westwand ist rein optisch das zweite Instrument an dieser Stelle. Schon 1593 wurde hier eine große Orgel angebracht, von der technische Beschreibungen, aber keine Abbildungen erhalten sind.
1770 vollendete der Rostocker Orgelbauer Paul Schmidt jene Orgel, deren unter Beteiligung weiterer Künstler entstandene Fassade heute noch sichtbar ist. Schmidts Instrument war aber unzureichend geraten, so dass 1791-1793 von Ernst Julius Marx (Berlin) eine neue Orgel im alten Gehäuse errichtet wurde. Diese wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts immer wieder verändert. Die im deutschen Reich verpflichtende Metallspende im Kriegsjahr 1917 (die Inschrift auf der Orgelempore spricht von 1916) beraubte die Orgel eines Großteils ihrer Pfeifen. 1938 errichtete die Firma Sauer (Frankfurt/Oder) aus dem verbliebenen sowie neu geschaffenem Material die heutige Orgel mit 5.700 Pfeifen in 83 Registern auf vier Manualen und Pedal. Für das Instrument ist ein aufwendiges Restaurierungs-Projekt geplant.
Genauere technische und historische Informationen finden Sie auf der eigenen Website der Orgel>. Außerdem ist im Shop eine bebilderte Beschreibung der Orgel sowie eine CD erhältlich.
Von Mai bis September (ausgenommen Sonn- und Feiertage) gibt es eine kleine Orgelführung im Rahmen des Mittagsgebetes. Treffpunkt ist beim Marienteppich (Nr. 10 auf dem Plan im Informationsblatt) pünktlich (!) um 11.55 Uhr;
Aufgang zur Orgel, Mittagsgebet und Orgelspiel werden von der Empore verfolgt, kurze Besichtigung des Orgelinnern anschließend möglich. Achtung, steile Treppen!
Kosten: Freiwillige Spende auf der Empore oder Erwerb einer Orgel-CD etc.
Diese Führung kann bei Personalwechsel kurzfristig entfallen!
Weitere Sehenswürdigkeiten: